
Kronen Zeitung
AKTE RED BULL SALZBURG
Machtvakuum spielt Trainer Letsch in die Karten
Teil fünf der „Krone“-Serie „Die Akte Red Bull Salzburg“: Trainer Pep Lijnders muss die Koffer packen, das Ausmisten des Kaders trägt kaum Früchte und Rouven Schröders Erfolgsquote lässt zu wünschen übrig. Mit Jahresbeginn 2025 kehrt zudem ein alter Bekannter zurück.
„Schon wieder ein Deal mit Leipzig“, dachten sich viele Salzburg-Fans nach der Ankunft von Rouven Schröder als neuem Sport-Geschäftsführer. Der mittlerweile 50-Jährige wollte die Rasenballer verlassen, nachdem er dort als Sportdirektor mit Marcel Schäfer einen neuen Vorgesetzten erhalten hatte. Ironischerweise übernahm er genau jene Position in Sachsen, die Schröder wenig später an der Salzach bekleidete. Diese wurde für den Deutschen neu geschaffen. Zuvor waren Christoph Freund und Bernhard Seonbuchner „nur“ als Sportdirektor tätig. Schröder war rhetorisch stark, kündigte an, sich einen Überblick zu verschaffen und nur Personen holen zu wollen, die sich zu vollends mit Salzburg identifizieren.
Bereits nach wenigen Tagen soll bei ihm Ernüchterung eingekehrt sein: Trainer Pep Lijnders hatte den Draht zur Mannschaft verloren, die in Grüppchen gespalten war. Teamspirit war keiner mehr vorhanden.
Zwei Tage nach Ende der Hinrunde zog Schröder, der von Red Bull nach Salzburg „vermittelt“ worden sein soll, die Reißleine. Die Zusammenarbeit mit Lijnders wurde beendet, ein Neustart musste her. Mit Jahresbeginn bestellte man Thomas Letsch zum neuen Coach. Der war jahrelang für die Bullen tätig, kannte den Verein gut und sollte Ruhe in diesen bringen.
Ein schwieriger Start
Gemeinsam mit Schröder wollte er dies Schritt für Schritt umsetzen und der Mannschaft ein neues Gesicht geben. Gleich mehrere Spieler, die als schwierige Charaktere galten, wurden noch im Winter an den Mann gebracht. Das Ausmisten trug allerdings keine Früchte – auch, weil das Startprogramm es nicht gut mit Letsch meinte. Real (1:5) und Atlético Madrid (1:4) erwiesen sich in der Champions League als unüberwindbare Hürden. Zu allem Überfluss scheiterte man im Cup-Viertelfinale am LASK (1:2 n. V.).
Geringe Erfolgsquote
Wie im Vorjahr wurde der Meistertitel verpasst. Salzburg beendete die Bundesliga-Saison erneut auf dem zweiten Platz. Im Sommer ging der Umbruch weiter, zahlreiche Spieler wurden für mehr als 60 Millionen Euro abgegeben, hinzu kamen Einnahmen für die Weitverkaufsbeteiligung bei Benjamin Sesko, der von Leipzig zu Manchester United wechselte. Wer auf Millionen-Neuzugänge hoffte, wurde allerdings enttäuscht. Grund dafür soll ein Sparkurs sein. Das erklärt, warum nur gut ein Fünftel der Einnahmen in neue Spieler reinvestiert wurde. Schröders Erfolgsquote hielt sich indes in engen Grenzen. Sie ist nicht ansatzweise mit jener zu vergleichen, die Salzburg in seinen besten Jahren unter Freund verzeichnete.
Begrenzte monetäre Möglichkeiten sowie eine eingeschränkte Handlungsfreiheit aufgrund des starken Einflusses von Seiten des Hauptsponsors sollen dafür gesorgt haben, dass sich bei Schröder rasch Frust aufstaute. Als Borussia Mönchengladbach auf ihn zukam, sah er seine Chance gekommen, sich einer neuen Aufgabe zu widmen. Die Bullen erwischte er damit auf dem falschen Fuß, denn erst die Klubverantwortlichen der „Fohlen“ informierten Salzburgs Führung über Schröders Pläne.
Ruhe ist ein Fremdwort
Das Machtvakuum, das entstand, spielt dem viel kritisierten Letsch in die Karten. Wie würde es in der Außendarstellung wirken, sollte er den Job verlieren? Wer würde den Nachfolger bestimmen, wenn es keinen Sportboss gibt, der offiziell verantwortlich zeichnet? Ruhe ist in Salzburg seit Langem ein Fremdwort – dabei wäre diese dringend nötig, um die Talfahrt zu stoppen.
Hier noch einmal alle Teile der „Krone“-Serie „Die Akte Red Bull Salzburg“ im Überblick:
Teil 1: Mit dem Tod des Leitbullen begann der Sinkflug
Teil 2: Erste Risse im Erfolgsmodell und das Ende einer Ära
Teil 3: Das Aus des Bullen-Coaches war von langer Hand geplant
Teil 4: Salzburgs Irrfahrt ins Unglück nahm ihren Lauf
Im Erfolgsfall passieren häufig Fehler. So auch bei Salzburg. Die Verantwortlichen der vergangenen Jahre lagen mit einigen ihrer Entscheidungen auch mal daneben. Noch unter Christoph Freund wurden Spieler verpflichtet, die sich als Flops erwiesen. Der Pinzgauer hielt die Mitarbeiter an der langen Leine. Stephan Reiter zog die Zügel nach Freunds Abgang spürbar an, was auf wenig Gegenliebe stieß. Bernhard Seonbuchner konnte sich in seiner Funktion als Sportdirektor nicht durchsetzen, während Gerhard Struber zu viele Disziplinlosigkeiten durchgehen ließ. Pep Lijnders’ Festhalten an seiner Linie stürzte die Bullen ins Chaos, indes leistete sich Rouven Schröder zu viele Transfer-Fehlgriffe.

Frei von Schuld ist keiner der Genannten. Die Folgen zeigen sich im Verlust der sportlichen Dominanz. Mit dem Tod des Leitbullen Dietrich Mateschitz nahmen die Konzernmanager um Geschäftsführer Oliver Mintzlaff und seine rechte Hand Mario Gomez deutlich mehr Einfluss, was sich negativ in der Entwicklung des Klubs auswirkte.
Rückblickend steht fest, dass das Werkl besonders gut lief, als die Entscheidungsträger an der Salzach noch weitgehend frei in ihren Entscheidungen waren. Das Netzwerk des Hauptsponsors bringt gewiss auch Vorteile mit sich. Am Ende kann Salzburg aber nur in die Erfolgsspur zurückkehren, wenn es seine Identität zurückerobert.
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